Juristischer Überblick: Konfliktpotenziale in der Wegehaltung
Zum Auftakt gab der Jurist Gregor Tögel einen fundierten Einblick in die rechtlichen Grundlagen der Besucherlenkung und Wegehaltung. Er verdeutlichte, dass Naturräume oft mehreren Interessensgruppen gehören oder genutzt werden. Dies führt regelmäßig zu Konflikten, vor allem wenn Grundbesitzer und Nutzende unterschiedliche Vorstellungen haben. Tögels Fazit: Rechtliche Klarheit und ein Bewusstsein für Eigentumsfragen sind essenziell, um Konflikten vorzubeugen.
Besucherlenkung als gemeinsame Aufgabe
In der nachfolgenden Podiumsdiskussion betonten Expertinnen und Experten die Wichtigkeit einer koordinierten Besucherlenkung. Besonders in touristisch stark genutzten Regionen ist eine Zusammenarbeit zwischen Tourismusverbänden, Gemeinden und Organisationen wie den Bundesforsten notwendig. Florian Falkner von General Solutions hob hervor, dass nur durch solche Allianzen eine effektive und ressourcenschonende Besucherlenkung erreicht werden kann. Digitale Tools spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie die Zusammenarbeit vereinfachen und die Kommunikation untereinander verbessern.
Handlungsbedarf und Chancen durch Digitalisierung
Die wachsende Zahl an Menschen in Naturräumen stellt Regionen vor große Herausforderungen. Um Natur und lokale Bevölkerung zu schützen, ist es unvermeidlich, Besucherströme räumlich und zeitlich zu lenken. Der alpine Unternehmensberater Peter Kapelari sieht die Digitalisierung als wertvolles Werkzeug, um Gäste frühzeitig und gezielt anzusprechen. Digitale Kanäle eröffnen Möglichkeiten, um effizient auf das Verhalten der Besucher Einfluss zu nehmen und Konflikte zu minimieren.
Praxisbeispiele aus dem Alpenraum: Lenkung in stark frequentierten Regionen
Silke Stabinger aus Prags und Martina Foidl aus den Kitzbüheler Alpen - St. Johann teilten praktische Erfahrungen: So wurde in Prags eine Obergrenze für die Anzahl der Besucher am Wildsee eingeführt, kombiniert mit einer digitalen Parkplatzreservierung. Diese Maßnahmen entlasten die Region und sorgen für ein strukturiertes Besuchserlebnis. Auch in den Kitzbüheler Alpen kommen digitale Lenkungssysteme zum Einsatz, um Orientierung und Verhaltenslenkung zu ermöglichen. Solche Systeme helfen den Gästen, sich zu orientieren und lokale Regeln besser einzuhalten. Gleichzeitig setzen sie auf verschiedene Sensibilisierungsmaßnahmen wie Informationsbroschüren und Infotafeln über bspw. Almbesitzer. Das soll Verständnis und Nähe für die Thematik schaffen. Gleiches empfiehlt auch Klaus Pietersteiner vom Amt der Tiroler Landesregierung: Um Akzeptanz für Einschränkungen zu schaffen, sollten Gäste verstehen, warum bestimmte Bereiche sensibel sind oder welche Wege bevorzugt werden. Ebenso ist es wichtig, alternative Routen anzubieten, damit sich Besucherströme verteilen können.
Fazit: Koordination und digitale Vernetzung als Erfolgsfaktor
Der IT Talk 2024 hat gezeigt, dass eine erfolgreiche Besucherlenkung nur durch enge Zusammenarbeit und gezielte Kommunikation erreicht werden kann. Alle beteiligten Stakeholder müssen gemeinsam an passgenauen Lösungen arbeiten. Digitale Tools spielen hierbei eine zentrale Rolle und bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten: von der Visualisierung unpassierbarer Wege und Umleitungen über die Integration von Schutzzonen bis hin zu digitalen Ticketshops für stark frequentierte Hotspots. Entscheidend ist, dass Gäste frühzeitig alle relevanten Informationen erhalten, um sich bereits vor ihrem Ausflug optimal auf die Gegebenheiten vor Ort vorbereiten zu können.